Ostdeutschlands dienstälteste Bluesband hat auch nach 27 Bühnenjahren noch jede Menge Fans. Jedenfalls kamen zahlreiche von ihnen am Sonnabend nach Polenz zum Konzert der Gruppe Engerling. Für die Musiker der Band hat sich über die Jahre nicht allzu viel geändert. Als sie sich 1975 gründeten, starteten sie als Sextett. Von damals sind immer noch dabei Chef Wolfram (Boddi) Bodag am Keyboard und Gesang und Heiner Witte an der Gitarre. Drei Jahre später reduzierte sich die Band zur Quintettbesetzung. Schon damals war Bodag der Macher der Gruppe. Er textete, komponierte und leitete die Truppe. Im April 1980 formierte sich die Band neu und war von da an auch eine Berufsformation. | |
Trotz immer wieder wechselnder Mitglieder blieb sich die Band treu, die überwiegend durch Boddis Stil geprägt wurde. Er schrieb Songs über Erlebtes, Gehörtes, Alltags- und Bluesgeschichten. So blieb es bis heute, nur dass nun Engerling als Quartett auf der Bühne steht. Manager Gert Leiser erzählt, dass die Wende für die Band keinen Bruch bedeutete. Sie hatten zur DDR-Zeit nichts zu erdulden, sie waren aber auch keine der Vorzeigebands. Bei ihnen ging es weiter, ihre Klubs und Säle waren geblieben. Sie hätten eh nie in den großen staatlichen Einrichtungen gespielt. Gut war nun, dass man die Gage frei aushandeln konnte und nicht mehr einer staatlichen Einstufung unterlag. Kontinuierlich brachte die Band auch neue Platten und CD's auf den Markt. | |
Engerling habe sich natürlich auch verändert, so der Thüringer. Sie spiele nicht mehr den traditionellen Blues von 1975. Seit Anfang der 80er pflege man einen relativ eigenständigen Stil, der aber seine Wurzeln immer noch im Blues habe. Im Osten haben die Engerlinge einen Namen, im Westen würden sie es nicht mehr erleben, dass sie ihre Brötchen verdienten, obwohl es durchaus Veranstalter gäbe, die die Musik toll fänden. Durchs Hintertürchen erobern sie sich nun auch den Westen. Sie spielen als Begleitband mit dem Amerikaner Mitch Ryder. Bereits zum zweiten Mal begleiten sie seine Konzerte in Europa, die sie auch nach Österreich, Schweiz und Westdeutschland führen. Für die Gruppe heißt das: 23 Tournee-Tage Ausstieg aus dem Normalen. Doch gerade das mögen die Polenzer Fans an ihren Idolen, das Normale. | |
Die Jungs hätten tolle Musik und man verstünde auch die Texte, so der Bennewitzer Matthias Naundorf, für den es bereits das 99. Engerling Konzert war. Naundorf fand gut, dass an dem Abend aus jeder LP Lieder dabei waren. Boddi stelle das Programm aus dem Bauch heraus zusammen und läge dabei selten mal daneben, so Manager Leiser. In Polenz traf er den Nerv der Fans und erntete viel Begeisterung. M. Alexandrow |